Lageder berichtet

VERLAUF DER VEGETATIONSPERIODE

Das Wetter im Jahr 2023 kann als ein Wechselspiel zwischen Regentagen und Hitzewellen beschrieben werden. Das Jahr begann mit milden Temperaturen und extrem wenig Niederschlag in den Wintermonaten Dezember und Januar. Die Durchschnittstemperaturen lagen mit 2,2 °C deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

Viele Niederschläge im Frühjahr

Im Frühjahr konzentrierte sich der Niederschlag auf ganz bestimmte Monate und gleicht das Niederschlags-Defizit der Wintermonate aus. Der Februar verlief niederschlagsarm. Mancherorts gab es über den ganzen Monat hinweg gar keinen Niederschlag. Die trockenen Witterungen blieben auch im März bestehen, die Temperatur war weiter mild. Im April setzten sich vermehrt kühlere Temperaturen durch. Der Mai brachte sehr unbeständige Witterungen mit sich: Mit 21 Regentagen kann man hier einen neuen Höchstwert seit 1965 verzeichnen. Besonders außergewöhnlich waren 35 Stunden Dauerregen in der erste Maihälfte. Die Rebblüte startete Ende Mai. Diese zog sich in die Länge, aufgrund der teilweise regnerischen Witterung.

Ein zweigeteilter Sommer

Der Sommer 2023 zeigt sich außergewöhnlich warm und deutlich regenreicher als im Vorjahr. Die Monate Juni, Juli und August waren teilweise zweigeteilt, was die Witterung betrifft. In der ersten Junihälfte fielen fast täglich Niederschläge, während in der zweiten Monatshälfte sommerlich warme Bedingungen herrschten. Insgesamt wurden 13 Tropentage mit Höchsttemperaturen über 30 °C gezählt. Die erste Monatshälfte im Juli begann überdurchschnittlich warm, gefolgt von einer deutlichen Abkühlung. Der Juli hatte es mit zwei Hitzewellen in sich: Insgesamt hat die Laimburg 6 Wüstentage mit Temperaturen über 35 °C gezählt. Gleichzeitig gab es kühle Tage mit viel Niederschlag. Die Niederschlagsmenge mit 164,1 mm überstieg den langjährigen Bezugswert deutlich. Das ist der höchste Wert seit 30 Jahren. In Margreid wurden drei Hagelschläge gezählt.

Kühle und Hitze bei der Ernte

Von Anfang bis Mitte August herrschten recht tiefe Temperaturen mit kühleren Nächten, was uns bei der Weinlese in die Karten gespielt hat. Mitte August stieg die Temperatur dann aber wieder ungewöhnlich stark an und brachte die letzte große Hitzewelle mit sich. Im August wurden wiederum 6 Wüstentage gemessen. Es war unüblich, an so heißen Temperaturen im August und September zu ernten. Die letzten Tage im August verliefen regnerisch und es kühlte ab.

STIMMEN AUS DEM WEINGUT

Katharina Alverà, Landwirtschaftliche Leiterin: „Es war ein Jahr voller Herausforderungen. Die Monate Mai bis Juli waren von vielen Niederschlägen und dem daraus resultierenden Krankheitsdruck geprägt. Die Herausforderung im Weinberg war, die Pilzkrankheiten Peronospora und später auch Oidium unter Kontrolle zu halten. Auch war das Vegetationsjahr von starkem Wachstum der Reben geprägt, mit Wasserstress hatten wir kaum Probleme. Das Wetter während der Reife zeigte sich dann von seiner guten Seite, mit hohen Temperaturen tagsüber und kühlen Nächten. Das Team hat viel Einsatz gezeigt, um die Trauben in den Keller zu bringen. Es wird ein spannender Jahrgang 2023 werden.“

Jo Pfisterer, Önologe und Leiter Produktion: „Es war ein Herbst, der alles in sich hatte: Freude, Neugier, Nervosität, Zweifel, Müdigkeit, Erleichterung und Zufriedenheit. Die Kühle der ersten Augusthälfte ließ uns mit einer schönen Säure ab Mitte August, bei stabiler Wetterlage aber starker Hitze, in die Ernte starten. Der August hat vor allem die weißen Burgundersorten sowie den Gewürztraminer aus tieferen Lagen geprägt. Zwar wurde es sehr heiß, aber die Frische und Knackigkeit, bei ausreichender Reife, haben wir uns noch rechtzeitig in den Keller holen können. Im Gegensatz zum letzten Herbst zeichnet sich dieser durch eine langsamere Zunahme des Zuckers aus, was unserer Stilistik und Arbeitsweise sehr entgegenkommt. Die häufigen Niederschläge ab Ende August haben unseren Rhythmusbeeinflusst. Dadurch kam es immer wieder zu kürzeren Abkühlungen, die jedoch rasch von wieder einkehrender Wärme und Schwüle verdrängt wurden. Durch aufwändiges Selektionieren im Weingarten und die zügige Verarbeitung im Keller blicken wir heute mit viel Neugierde auf gärende Moste, Maische und Jungweine. Dank des starken Einsatzes unseres Teams im Weinbau, unseren Winzerpartnerinnen und Winzerpartnern sowie dem Kellerteam, können wir sehr zufrieden sein, dieses herausfordernde Jahr bis jetzt gut gemeistert zu haben. Die Gärungen waren konstant und in der Mehrzahl rasch. Das hat unsere Arbeitsweise im Keller, mit dem Fokusauf Authentizität und Minimalismus an Zusätzen, stark unterstützt. Für mich zeichnet sich dieser Jahrgang bislang durch Leichtigkeit, Frische, eine frühreife Aromatik und spannungsgeladene Säure aus. Ich freue mich sehr darauf, im Team in den kommenden Monaten mit den vielfältigen und zahlreichen Komponenten, Experimenten, sowie an den neuen Fragen zu Weinen und Weingärten zu arbeiten.“

Alois Clemens Lageder: „Die ersten Moste und Weine sind dieses Jahr vielversprechend. Vor allem im Hinblick auf unsere Stilistik, die auf Spannung und Frische aus ist, könnte das ein sehr guter Jahrgang werden. Das Jahr im Weinberg war wahnsinnig herausfordernd, weil es einerseits sehr feucht war, es aber auch drei große Hitzewellen gab. Die Vegetationsperiode war in diesem feuchten Jahr schwierig zu meistern, jedoch ist der Verlauf der Spontangärungen und des schonenden Ausbaus im Keller in solchen Jahren oftmals leichter. Ich bin überzeugt, dass der Jahrgang 2023 Authentizität und Einzigartigkeit ausstrahlen wird.“

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