Kleiner Ausflug nach Katalonien

Nach zwei Jahren mit extremen Hitzewellen präsentierte sich die Erntekampagne 2021 anfänglich fast wie ein Wunder. Zu schön und perfekt um wahr zu sein. Wir hätten es ahnen sollen.

Wettertechnisch waren die Bedingungen faktisch ideal. Große Schneemengen im Winter. Ein sich erholender Grundwasserspiegel. Der Boden einmal gut durchfrostet. Dann ausreichend aber nicht übermäßige Regenfälle im Frühjahr und vor allem endlich mal wieder einen angenehmen Sommer ohne nennenswerten Hitzestress. All diese Faktoren trugen zu einem Bilderbuchfrühling und -sommer bei. Gesunder, kraftvoller Rebwuchs bei reichlich Fruchtansatz. Hervorragende Traubenqualität bei gleichzeitig guter Menge. Naja, so sah es lange aus.

Dank des milden und angenehmen Wetters reiften die Trauben langsam. Zwei Wochen vor dem geplanten Erntebeginn war der phytosanitäre Zustand, der Gesundheitsgrad der Trauben, Erste Güte. Es sah alles perfekt aus. Bis wir uns urplötzlich Ende August/Anfang September in einer Regenphase wiederfanden. An einem Tag Sonne, tagsdrauf Regen. Zweieinhalb Wochen lang. Globalwarming lässt grüßen. Das kennen wir so nicht.

Die Beeren saugten das Wasser auf, der Zuckergehalt trotz Reife blieb einen halben Monat lang faktisch konstant. Uns zwang dies, den Lesebeginn mehrmals zu verschieben. Wir verloren in dieser Spätphase 25% unserer Trauben durch Fäule. Regelrecht unter den Augen der Winzer. Und dies zu einem Zeitpunkt, wenn man rebmittelschutztechnisch nicht mehr viel machen kann und darf.

Wir möchten unseren Winzern großen Dank aussprechen, für deren dann folgende Meisterleistung im Weinberg! Drei Wochen lang schnitten sie kritisches Lesegut immer und immer wieder „auf den Boden“. Tag für Tag. Zweifelhaftes Lesegut wurde zu Gunsten der gesunden Trauben geopfert. Der Jahrgang 2021 steht daher wie kein anderer für Traubenselektion, Blatt- und Rebstockarbeit. Unter Leitung von Joan Boa, Vineyard Control Manager in Capçanes! Diese penible Traubenselektion war entscheidend für die Top-Weinqualitäten, die wir heute im Keller haben.

Als Anreiz und zur Unterstützung entschieden wir uns, unsere Genossenschaftsmitglieder auch für die Weintrauben zu entlohnen, die sie nicht mehr ernten konnten. Sprich alle deklassifizierten „Opfer-Trauben“, die die Bauern schweren Herzens „auf den Boden schnitten“, werden dieses Jahr pauschal mit 50Ct/kg entschädigt.

Zwei Wochen vor der Ernte, als unsere Bauern ihr Einkommen um 20-30-40% dahinschwinden sahen, galt es die Truppe bei Laune zu halten. Insbesondere in dieser noch schwierigeren Coronazeit.

Ein riesengrosses Dankeschön gibt es von Anna, unserer Chefweinmacherin, an all unsere Winzer.

Dank deren Einsatz und Anna´s großem Können, erfreuen wir uns heute im Keller hervorragender 2021er Jungweine. Wir stecken gerade mitten in unseren Jungwein-Verkostungen. Die 2021er Weine sind heute bereits so verführerisch, zugänglich und für diese Jahreszeit ungewöhnlich klar, definiert und rein. Die Polyphenolreife ist dank dem langen Vegetationszyklus toll. Die Tannine der Rotweine feinkörnig. Die Farbe durch die Reihe tief.

Perfekt ist auch das Alkohol-Säure-Gleichgewicht, wie auch die Apfel-/Weinsäuregehalte. Und es gibt auch mal wieder 13.5%ige Weine.

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